"Von Humperdinck bis heute" - Soirée des KUNSTGEFLECHTs



Mit der musikalisch-literarischen Soirée VON HUMPERDINCK BIS HEUTE am 20. November 2014 im Siegburger Stadtmuseum wagte sich das KUNSTGEFLECHT in Neuland vor. Statt der üblichen Konzerte mit Humperdincks bekannteren Werken wurde ein Bogen geschlagen, der über wichtige Schüler des Meisters in die Gegenwart führte. Nach einem Geleitwort der stellvertretenden Siegburger Bürgermeisterin Frau Dr. Susanne Haase-Mühlbauer sprach Professor Kurt Roessler über den Menschen und Musiker Humperdinck. Die Sopranistin Nadine Trefzer sang zwei seiner Lieder. Die beiden Komponisten David P. Graham und Bernd Hänschke leiteten anschließend die Aufführung ihrer Liedwerke ein – Hänschkes Zyklus „Allein bist du Armut“ war sogar eine Uraufführung, bei der N. Trefzer am Klavier begleitet wurde von Michael Hänschke, dem Sohn des Komponisten. Anschließend wurden vier der wichtigsten Humperdinck-Schüler – Leo Blech, Cyril Scott, Friedrich Hollaender, Kurt Weill – musikalisch und mit ihrer Lebensgeschichte vorgestellt: Scott von Professor Leonhard Beck mit einer Gitarrensonate, die anderen drei, die als Juden von Hitler ins Exil getrieben wurden, mit Liedern, bei denen N. Trefzer von Violina Petrychenko am Klavier begleitet wurde. Die beiden Pianisten waren zusätzlich noch mit Soli zu hören – M. Hänschke mit Liszt’s „Sposalizio“, V. Petrychenko mit Mazurken Viktor Kosenkos. Die Zuhörer dankten den Künstlern mit viel Beifall.

Von Humperdinck bis heute –
Klänge, Worte, Bilder im KUNSTGEFLECHT



Die Bedeutung Engelbert Humperdincks (1854-1921) reicht weit über seine Märchenopern hinaus. Dieser Spätromantiker an der Schwelle der Moderne verbindet die Klangwelt Richard Wagners mit dem heraufziehenden Zwanzigsten Jahrhundert. Von 1900 bis 1920 leitete er die Meisterklasse für musikalische Komposition an der Königlichen Musikakademie in Berlin. Zu seinen Schülern gehörten so bekannte Künstler wie Friedrich Hollaender (1896-1976), der Genius der Chanson-Musik, der Komponist der „Dreigroschenoper“ Kurt Weill (1900-1950), der Komponist und Dirigent Leo Blech (1871-1958), der englische Komponist und Schriftsteller Cyril Scott (1879-1970). Viele Humperdinck-Schüler wurden von den Nazis aus politischen oder rassistischen Gründen verfolgt.

Im Siegburger Stadtmuseum, den Geburtshaus Engelbert Humperdincks, führte am 20. 11. 2014 unsere musikalisch-literarische Soirée Von Humperdinck bis heute das Kunstfest fort, zu dem 2013 am selben Ort über 80 Kunstbegeisterte, zum Teil von weither, zusammenkamen. Vier Musiker ließen in der Musik von sieben Komponisten anderthalb Jahrhunderte Musik hörbar werden.

Nach der Begrüßung durch Bernd Hänschke und einem Geleitwort der stellvertretenden Bürgermeisterin Siegburgs, Frau Dr. Susanne Haase-Mühlbauer, nach Liedern von Humperdinck und einem Vortrag Professor Kurt Roesslers zu Aspekten seines Wirkens im Rheinland („E. Humperdinck in der Krone in Assmannshausen“) wurde mit Klang und Wort an seine Meisterschüler Weill, Hollaender, Blech und Scott erinnert. Lieder des Bonner Komponisten David P. Graham auf Brecht-Texte und – mit einer Uraufführung! - des Moerser Komponisten Bernd Hänschke auf Gedichte von Karl Oskar Stimmler standen für die Musik der Jetztzeit. Die Lieder sang die Sopranistin Nadine Trefzer, begleitet am Klavier von Violina Petrychenko bzw. von Michael Hänschke, die beide auch in Soli mit Werken von Franz Liszt („Sposalizio“) und des Ukrainers Viktor Kosenko zu hören waren. Den ersten Satz der Sonatina für Gitarre solo von C. Scott spielte Leonhard Beck. Passagen aus dem „Theresienstädter Tagebuch“ Elsa Bernsteins, der Librettistin von Humperdincks Oper „Königskinder“, die 1945 als 78-Jährige aus dem KZ befreit wurde, wurden vorgetragen.

Den Abschluß bildete die Verleihung des KUNSTGEFLECHT-PREISES 2014, der nach einem Wettbewerb mit 109 Einsendungen von Künstlern aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Chile in Anwesenheit der Geehrten zum zweiten Mal verliehen wurde. Den mit 500 Euro dotierten Hauptpreis erhielt der Dortmunder Schriftsteller Ralf Thenior, die beiden Ehrenpreise (je ein Kunstwerk) gingen an die Malerin Sabine Burmester aus Buchholz bei Lübeck und die Photographin Sabine Hartert aus dem Kreis Ahrweiler.